Sommer-Sklavenlager
by Verrath
Disclaimer: Okay, Ihr kennt das... Xena, Gabrielle und Argo gehören mir nicht, sondern sie sind Eigentum von MCA/Universal und Renaissance Pictures. Ich habe sie mir nur geliehen, und es liegt nicht in meiner Absicht, irgendwelche Urheberrechte zu verletzen. Aber die Geschichte und alle anderen Charaktere sind MEINE, und alle Rechte daran auch, Leute! Ihr dürft sie gerne für den eigenen Gebrauch kopieren, aber nur wenn alle Disclaimer mitkopiert werden, und wenn Ihr Euch nicht in irgendeiner Form damit bereichern wollt. OKAY???
Sex, Drogen & Gewalt: Nö. Aber es gibt eine neue Gegnerin für unsere kleinen Helden.
Dies ist Sinas und Gabis sechstes Abenteuer, gewidmet all denen, die jemals für längere Zeit mit Kindern gearbeitet haben *grins*.
1. Januar 2001
"Hüah, Argo!"
Die goldfarbene Stute schnaubte und tänzelte, bevor sie in vollem Galopp davonjagte. Die Kriegerin auf ihrem Rücken genoß den schnellen Ritt in vollen Zügen. Der Wind fuhr ihr durch die langen dunklen Haare, sie spürte, wie die Muskeln ihres Pferdes kraftvoll unter ihr arbeiteten, und die flatternde weiße Mähne peitschte ihr Gesicht. Die Sonne brannte auf sie hernieder. Pferd und Reiterin waren naß geschwitzt, doch das tat ihrem Vergnügen keinen Abbruch.
Das Kinderfahrrad jagte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit den Bürgersteig entlang. Die Beine des Mädchens traten immer schneller in die Pedale, und ihr langes schwarzes Haar flatterte im Wind. Auf dem Rücken trug sie eine aus einem Springseil geknotete Halterung, in der ein hölzernes Schwert mehr oder weniger sicher befestigt war.
"Warte doch, Sina!"
Unter vollem Körpereinsatz trat Sina heftig auf die Rücktrittbremse und wirbelte Argo herum, so daß die beiden seitwärts rutschend mit quietschenden Reifen zum stehen kamen. Sie hatte das lange geübt, deshalb verschränkte sie jetzt lässig die Arms und erwartete Ihre Freundin grinsend, einen Fuß am Boden abgestützt.
"Hast du's gesehn,hm? Hast du? Ich hab's endlich gekonnt."
"Mann, ras doch nicht immer so, ich kann nicht so schnell", jammerte Gabi, als sie völlig außer Atem zu ihrer Freundin aufschloß.
"Du brauchst ein Fahrrad," gab Sina zurück.
"Ja, ja, ja," maulte Gabi.
Das Motorengeräusch eines herannahenden Autos unterbrach die beiden, bevor sie sich wirklich streiten konnten.
Es war ein großer grüner Chrysler, der direkt neben den Mädchen zum stehen kam. Heraus stieg Mr. Ronald, der Schuldirektor. Er ging um das Auto herum, um die Beifahrertür zu öffnen und seine Begleiterin aussteigen zu lassen. Eine große, brunette Frau schälte sich aus dem Wagen. Ihr Haar war kurz geschnitten, und ihre blaugrauen Augen funkelten fast so wild wie Xenas. In ihrem schwarzblauen, glänzenden Trainingsanzug sah die ziemlich beeindruckend aus. Sie war sogar noch größer als Mr. Ronald! Mit ihr war sicher nicht zu spaßen.
Gabi schluckte schwer, und fragte ich, was sie wohl nun schon wieder angestellt haben mochten. Ausnahmsweise aber hatte sie nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte. Sina war seit der Sache mit Mrs. Castors Gartenschlauch so brav gewesen, daß es schon fast unheimlich war.
"Guten Tag, Mr. Ronald," sagte sie vorsichtig. Sina tat es ihr mit unsicherer Stimme nach.
"Hallo, Kinder," sagte der Direktor. Er mußte wohl gemerkt haben, wie nervös die beiden waren, denn er lachte kurz. "Keine Angst, ihr zwei, diesmal habt ihr nichts angestellt." Er runzelte die Stirn. "Jedenfalls nicht, daß ich wüßte. Aber da ich euch gerade sehe, wollte ich nur die Gelegenheit nutzen, um meiner neuen Kollegin die größten Abenteurer der Nachbarschaft vorzustellen.
"Das hier ist Mrs.Megan O'Leary. Sie wird im nächsten Jahr eure Sportlehrerin sein. Mr. Walsh setzt sich nämlich zur Ruhe. Nach fast zwei Jahren mit euch hat er das vielleicht auch verdient." Er zwinkerte ein bißchen, um zu zeigen, daß er es nicht wirklich ernst meinte.
"Sina und Gabi," sagte die große Frau. Ihre Stimme war dunkel und klang wie fernes Donnergrollen. "Ich habe schon von euch gehört. Ihre Augen funkelten wie kalter Stahl. Gabi mußte sich zusammenreißen, um nich einen Schritt zurückzutreten und die Hände schützend vors Gesicht zu halten.
"Na ja," fuhr Miss O'Leary fort, "solange ihr mir keinen Ärger macht, werden wir gut miteinander auskommen. Ansonsten..." Mit einem teuflischen Grinsen ließ sie den Satz offen, ballte ihre Faust und ließ sie locker in die offene Handfläche ihrer anderen Hand fallen.
Die Mädchen warfen sich besorgte Blicke zu. Diese Lady roch nach Ärger.
"Ach, und übrigens, im Sommerlager werden wir uns ja ausgiebig kennenlernen. Mr. Ronald hat mich überredet, als Betreuerin mitzufahren." Das Grinsen verzog sich zu einer bösen Grimasse, bevor sie sich umwandte und wieder ins Auto einstieg.
Die Mädchen konnten nur noch nicken.
Die riesige fremde Frau sah sie unverwandt an. Ihre Augen waren erfüllt von Bosheit und Haß. "Hütet euch vor dem Zorn der Drachenlady. Ich werde wiederkommen, Kriegerprinzessin, so wahr mein Name Oleara ist. Und zwar bald."
Xena und Gabrielle warfen sich besorgte Blicke zu. Diese Lady roch nach Ärger.
Sie sahen der hochgewachsenen Fremden nach, als sie auf ihrem schwarzen Hengst davongalloppierte. "Bei der da reicht Kraft und Schnelligkeit nicht aus," sagte Xena nachdenklich. Da werden wir schon tiefer in die Trickkiste greifen müssen, um eine wie sie zu besiegen."
Die Bardin nickte zustimmend. Sie hatte das ungute Gefühl, daß sie viel mehr von dieser 'Drachenlady' sehen würden, als ihnen lieb war.
Wie Kinder nun mal sind, vergaßen die beiden den Zwischenfall völlig, bis zu dem Moment, als sie ein paar Tage spätger ihre Taschen zu dem großen Parkplatz schleppten, wo der Bus stand, der sie in das sehnsüchtig erwartete Sommerlager bringen würde.
Erst, als die Sportlehrerin Gabis Vater begrüßte und einige Worte mit ihm austauschte, kehrte die Erinnerung an die mächtige Drachenlady Oleara zurück und traf die Mädchen wie ein Hammerschlag.
Mit großen Augen sahen die Kinder zu, wie die imposante Frau sich ihren Weg hinüber zu den offenen Türen des wartenden Busses bahnte. Jede Faser von ihr verkörperte Authorität. Sie trug den selben Trainingsanzug, den die Kinder schon zuvor an ihr gesehen hatten, und darunter ein schwarzes T-Shirt. Eine silber glänzhende Metallpfeife hing an einem Lederband um ihren Hals. Als sie den Blick der Mädchen erwiderte, war ein böses Glitzern in ihren Augen.
Über vierzig Kinder, ihre Eltern und der ein oder andere Hund waren um den Bus versammelt. Koffer und Taschen lagen überall herum und warteten darauf, eingeladen zu werden. Das Stimmenwirrwarr war unbeschreiblich, doch als Miss O'Leary zu sprechen anhub, erklangen ihre Worte klar und deutlich.
"Okay, Kinder, alle mal herhören! Ich werde das hier nicht noch einmal sagen, und ich werde auf dieser Fahrt überhaupt nichts zweimal sagen, deshalb erwarte ich von euch, daß ihr mir jetzt gut zuhört." Sie machte eine Pause, um die plötzlich eingekehrte Stille und die ihr aufmerksam zugewandten Gesichter auf sich einwirken zu lassen.
"Ihr werdet jetzt alle nacheinander eure Tasche dem Busfahrer reichen und euch dann hier in einer Reihe aufstellen, damit Mr. Pride sehen kann, ob wir vollzählig sind. Ihr werdet keinen Unsinn machen, nicht herumkichern, und nicht aus der Reihe tanzen. Ist das klar?"
Und in dem völligen Schweigen, daß jetzt folgte, erklang ein einsames Kichern.
Miss O'Leary sah jedes einzelne Kind mit ihrem durchdringenden Augen warnend an. Süße, unschuldige Engelsgesichter erwiderten ihre Blicke. Nur der kleine Andy, der neben Gabi stand, grinste ungläubig Sina an, die sogar noch unschuldiger dreinblickte als alle anderen - und das war für sie schon eine erstaunliche Leistung! Gabi hingegen war ziemlich rot angelaufen. Sie schaffte es aber, das mit einem zuckersüßen Lächeln zu überdecken.
In zwei Reihen schoben sich die Sklaven die Gangway hinauf und auf das wartende Schiff. Das Schlurfen ihrer Füße wurde begleitet vom Rasseln der Ketten, die über das Holz schleiften. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt, mit Eisenschellen, die an einer langen Kette angeschlossen waren, die sich durch die gesamte Länge der traugigen Prozession zog. Das Laufen war nur in kleinen, schleifenden Schritten möglich, und im Gleichschritt, was einen grausigen, schweren Rhythmus erzeugte, der hin und wieder von einem Stöhnen oder dem Peitschenknallen des Aufsehers als Kontrapunkt unterbrochen wurde. Es war der Tanz der Totgeweihten..
Von all den armen Seelen, die dieser traurigen Prozession angehörten, schien einzig Autolycus unberührt, ja er wirkte sogar arrogant. Selbst die Kriegerprinzessin sah niedergeschlagen aus, ihr Kopf gebeugt. Der Bardin schien es nicht anders zu gehen. Aber unter dieser Maske der Misere arbeitete der Verstand der Kriegerin fieberhaft. Schließlich hatten sie sich eigens fangen lassen, um den dunklen Machenschaften der Drachenlady ein Ende zu bereiten.
Gabrielle, die in der Reihe neben dem König der Diebe lief, stieß ihn unsanft mit dem Ellenbogen in die Rippen.
"Wisch dir das freche Grinsen aus dem Gesicht, du wirst uns noch alle auffliegen lassen!"
Das Grinsen veschwand aus Autolycus' Gesicht, seine Mundwinkel fielen nach unten, und ein leidender Ausdruck trat in seine Augen.
"Schon besser," murmelte die Bardin.
Als alle Sklaven schließlich an den Rudern festgekettet waren, knallte die Drachenlady böse grinsend noch einmal mit der Peitsche, während ihr getreuer Gehilfe, Gulliver Pride, einen langsamen, dumpfen Rhythmus auf einer großbauchigen Trommel zu schlagen begann. Dieses Bumm! Bumm! war schon bald das einzige Geräusch, daß außer dem Knarren von Leder und dem Klirren von Ketten noch zu hören war. Die Rudersklaven legten sich mächtig in die Riemen und setzten das behäbige Schiff langsam in Bewegung, Richtung offenes Meer. Die Reise hatte begonnen.
Die dreistündige Fahrt verlief ereignislos, ja, sogar langweilig, obwohl Gabi alle Hände voll damit zu tun hatte, Sina davon zu überzeugen, daß es wohl keine gute Idee wäre, einen Kracher unter Miss O'Learys Sitz anzuzünden. Sehr zu Gabis Leidwesen hatten die beiden nämlich den Platz direkt hinter der Sportlehrerin und Mr. Pride zugewiesen bekommen. Sinas kleiner Kopf heckte einen Streich nach dem anderen aus, und jeden mußte Gabi ihr verzweifelt ausreden. Es schien, als sei das dunkelhaarige Mädchen wild entschlossen, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Der Weg führte sie in einen abgelegenen Talkessel mit einem kleinen See in dessen Mitte. Der Ort war zwar kaum zehn Minuten vom nächsten Dorf entfernt, aber hohe, zerklüftete Felsen und der dichte Wald, die ihn umgaben, ließen das schnell vergessen.
Ein Duzend kleiner Hütten standen in einem Halbkreis am Ufer des Sees, jede gerade groß genug, um sechs kleine Feldbetten und einen Kleiderschrank zu beherbergen.
Es dauerte eine Weile, bis die wild wuselnde Kinderbande in ihren Hütten verstaut waren - es gab da noch einige Diskussionen, wenn beste Freunde in zwei verschiedenen Häuschen einquartiert worden waren. Und dan mußte ja auch noch das große Gemeinschaftszelt aufgebaut werden, in dem die Mahlzeiten stattfinden sollten.
Aber im Großen und Ganzen hatten Miss O'Leary und ihr getreuer Gehilfe Mr. Pride alles fest im Griff. Schon bald war alles mit größtmöglicher Effizienz unter Kontrolle gebracht.
Im Handumdrehen war die Zeit zum Abendessen gekommen. Einige Kinder (Sina war nicht dabei, erstaunlicherweise), hatten tagusüber genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen, um für den ersten Küchendienst eingeteilt zu werden. Diese Unglückseligen standen jetzt hinter riesigen Töpfen, in denen sie mit wechselndem Enthusiasmus herumrührten. Unterdessen war die mütterlich aussehende Frau, die die Gruppe als Koch begleitete, dabei, Brot zu schneiden.
Unter einigem Gedränge und Gestoße - jeder wollte schließlich erster sein - sortierten sich die Kinder in einer Warteschlange, um ihr Essen entgegenzunehmen. Jedes hatte sein eigenes Geschirr dabei, Plastikteller und -Becher in allen Farben und Formen, mit oder ohne den aufgedruckten Lieblings-Comic-Helden.
"Hee, Sina, wieso hast du denn dein Frisbee mit zum Essen genommen?" fragte Andy, als er die runde Scheibe bemerkte, die hinter Sinas Gürtel steckte.
Blaue Augen durchbohrten ihn förmlich. "Man kann nie wissen. Vielleicht brauchen wir's noch."
Andy schüttelte nur den Kopf. "Mädchen," murmelte er bei sich, und stellte sich vor Sina in die Schlange, was ihm einen tadelnden Blick von Gabi einbrachte.
Als Sina an der Reihe war, sah sie angewidert zu, wie eine zähe braune, undefinierbare Masse auf ihren Teller geklatscht wurde. Dazu gab es eine Wiener Wurst, eine Scheibe Brot und einen Becher mit lauwarmem Tee.
"Igitt, was ist das denn?"
"Bohnenpüree mit Wiener," sagte die Köchin. "Stimmt was nicht damit?"
"Sieht wie Katzenkotze und Hundekacke aus," grummelte Sina. Gabi ließ beinahe ihren Teller fallen und japste entsetzt nach Luft. Andy lachte laut heraus.
Alle drei fuhren herum, als ein Schatten von hinten auf sie fiel. Dort stand die hochgewachsene Gestalt von Miss O'Leary, die Sina streng ansah. Gabi quietschte, und Andy sah auf einmal ziemlich blaß aus. Die kleine Kriegerprinzessin aber schob ihre Unterlippe nach vorn und sah die Leherin trotzig an.
Einer nach dem anderen erhielten die Sklaven ihre spärlichen Rationen. Es war kaum genug, um sie auf den Beinen zu halten, und schon gar nicht, um ihnen genug Kraft für die Arbeit im Steinbruch zu geben,für die sie bestimmt waren.
Xena schnupperte argwöhnisch an der ihr dargereichten Mahlzeit und sah die Köchin fragend an, die ihren Blick ausdruckslos erwiderte.
"Wollt ihr uns etwa vergiften?"
"Püree und Lauch," knurrte der Koch. "Problem damit?"
"Zieht aus wie Zentaurendung." Kriegerprinzessinnen motzen ja normalerweise nicht, aber in diesem Augenblick war Xena recht nahe daran. Die Bardin neben ihr starrte sie entgeistert an.
"Du gibst Antwort, Sklave? Das hier ist nicht das Ritz." Xena und Gabrielle fuhren herum, als die die dunkle Stimme hinter sich hörten. Autolycus sah auf einmal ziemlich nervös aus, und schob sich langsam aus der Bildfläche.
Dort hinter ihnen, stand die riesige, muskulöse Gestalt der Drachenlady, und sie sah nicht amüsiert aus.
"Jetzt, Gabrielle," rief Xena plötzlich, duckte sich und zog ihr Chakram aus seinem Versteck unter ihrer rauhen Kutte hervor.
"Fang, Xena!" Gabrielle warf ihr den langen Dolch zu, den sie selbst in das Lager der Sklaventreiber hatte schmuggeln können. Xenas Hand schloß sich um die Klinge (wie gut, daß es in Wirklichkeit nur ein stumpfes Campingmesser war, mit Comicaufklebern auf dem Griff), und sofort begann sie mit ihrem Angriff.
"Ayiyiyiyiyiyiyiyiyi!!!"
Eine kräftige, flüssige Armbewegung schickte das Chakram schrill heulend auf die Reise. Es schlug den Teller so plötzlich aus Autolycus' Händen, daß der Dieb nur noch verdutzt auf seine leeren Hände starren konnte. Auf ihrem weiteren Weg streifte die schimmernde runde Wurfwaffe einen Zeltpfosten und donnerte gegen den großen Topf, in dem das Essen träge vor sich hinblubberte. Der Topf wackelte ein paar Mal bedenklich auf den klapprigen Hocker hin und her, auf dem er stand, blieb aber zum Glück stehen.
Unterdessen flog Autolycus' Teller hoch durch die Luft, und in einem eleganten Bogen direkt auf die Drachenlady zu!
Als die Sklaven bemerkten, was da gerade vorging, brach ein unbeschreibliches Stimmenwirrwarr aus, und alle drängelten sich näher, um besser sehen zu können.
Xena fing das Chakram geschickt, als es an ihr vorbeisauste, um es direkt wieder ins Gemenge zu schleudern.
Diesmal streifte es die Stirn der Drachenlady, ohne allerdings größeren Schaden anzurichten. Dann flog es gegen die Wand des Zeltes, wo es dann wie ein Stein zu Boden fiel.
Von irgendwoher kam eine Ladung Pürree geflogen, und traf Gabrielle mitten ins Gesicht. Der fliegende Teller des Diebes unterdessen drehte sich in der Luft und leerte seinen Inhalt mit einem schlürfenden Geräusch über dem Kopf der Drachenlady. Dann, seine Kraft erschöpft, fiel er laut scheppernd und klappernd vor den Füßen seines Opfers nieder.
Dieses Opfer wurde nun langsam wütend. Sie schritt auf Xena und Gabrielle zu, die Peitsche schwingend und ein gefährliches Blitzen in ihren Augen. "Fahr zum Tartarus, Kriegerprinzessin!" Und mit einem mächtigen Brüllen stürzte sie sich auf die Kriegerin, in der Absicht, sie mit ihren mächtigen Armen zu erdrücken.
Im ganzen Zelt brach daraufhin das Chaos aus. Alle Sklaven beteiligten sich an einer sagenhaften Essens-Schlacht, schreiend und johlend. Essen, Teller und andere Gegenstände flogen aus allen Richtungen.
Xena nutzte ihre geringere Masse und wich Olearas erstem Angriff geschickt tänzelnd aus. Aber ihre Gegnerin war stark, und für ihre Größe äußerst gewandt, eine erfahrene Kämpferin eben. Xena merkte sofort, daß sie hier eine ebenbürtige, wenn nicht gar stärkere Gegenspielerin vor sich hatte. Ihre beste Chance bestand darin, der Drachenlady so lange wie möglich auszuweichen und sie müde zu machen.
Unter den anfeuernden Rufen der Sklaven flitzte die Kriegerin also kreuz und quer durch das Zelt, die Drachenlady dicht auf den Fersen. Sie robbte unter Tischen hindurch, sprang über Bänke, warf Stühle hinter sich um und schlüpfte zwischen Zeltpfosten hindurch. Oleara wurde mit jedem keuchenden Atemzug wütender.
In der Zwischenzeit waren Autolycus und Gabrielle auch nicht untätig. Es war für sie Bardin klar, daß ihre kriegerische Freundin in Schwierigkeiten steckte. Dann sah sie, wie Autolycus wild gestikulierend versuchte, vom Zeltpfosten aus ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Zweifelnd bahnte sie sich ihren Weg zu ihm, und half ihm, den Pfosten zu lockern. Zusammen hatten sie bald geschafft, wozu der Dieb alleine nicht stark genug gewesen war.
Und dann, gerade als Xena wie eine wildgewordene Bacchae an ihnen vorbeistürmte, brach träge ein Abschnitt des großen Zeltes in sich zusammen. Es begrub unter sich eine aüßerst ungehaltene Drachenlady.
Das Speisezelt glich wohl eher einem Schlachtfeld.
Knurrend und fluchend kämpfte Miss O'Leary mit dem teilweise eingestürzten Zeltdach, unter dem sie begraben war. Mit einigen Anstrengungen schaffte sie es schließlich, sich zu befreien.
Kein Laut war aus der versammelten Menge zu hören.
"Du," japste sie, noch immer auf allen Vieren, und zeigte mit dem Finger auf eine trotzig dreinschauende Sina, "bist in Schwierigkeiten." Ihr Haar war mit braumen Brei verklebt, lauwarmer Tee tropfte von ihrer Nasenspitze. Ein verirrter Blob vom Bohnenpürree kullerte an ihrer Wange herunter und landete mit einem matschigen klatschen auf dem Boden.
Andy war wie vom Erdboden verschluckt.
Gabi seuzte tief. Und heute war erst der erste Tag.
Wenig später, allein in ihrer Hütte, vergrub Megan O'Leary das Gesicht in den Händen und stöhnte leise. Und heute war erst der erste Tag.
Ende - aber nur für heute... ;-)
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